Die Marburger Studierendeninitiative Weitblick wurde vom Land Hessen am heutigen Freitag, den 27.Februar 2015, unter Anwesenheit des Kanzlers Dr. Nonne als Initiative des Monats ausgezeichnet.
Unter dem Motto Bildungschancen weltweit setzt sich Weitblick für ein größeres Angebot an Bildungsmöglichkeiten in solchen Gebieten ein, wo Bildungsschranken aufgrund mangelnder Infrastruktur und sozialer Armut enorm sind. Ziele ihrer Arbeit sind demnach gerechtere Bildungschancen weltweit und die Förderung schulischer und außerschulischer Bildung.
Projekte von Weitblick
Dem 80 Mitglieder zählenden Marburger Verein zeichnet vor allem Vielfältigkeit aus – sowohl in der Mitarbeit von Studierenden verschiedener Fachbereiche als auch in der Art und Weise ihrer Arbeit. So teilt sich ihr Engagement auf drei Kategorien auf: Die erste Kategorie betrifft Auslandsprojekte. So wird bspw. in Recife (Brasilien) mit lokalen Kooperationspartnern ein Jugendzentrum aufgebaut und gefördert, wo mittels Peer-to-peer-counseling (Jugendliche fördern Jugendliche) in Armenvierteln Bildungsmöglichkeiten erweitert werden. Dabei versteht sich Weitblick als finanzieller Förderer, ohne Abhängigkeiten zu erschaffen – Kooperationen erfolgen, anders als bei manchen staatlichen Entwicklungshilfeorganisationen, steht auf Augenhöhe. Die zweite Kategorie betrifft die interne Weiterbildung: So werden in gemeinsamen Diskursen und selbstgestalteten Seminaren versucht, eine vorurteilsfreie Sprache zu fördern und die Verwendung von Stereotypen und Rassismen zu vermeiden. So wird darauf geachtet, auf Werbebroschüren keine mitleidig dreinblickende schwarze Kinder abzulichten. Hier heisst das Motto „Über den Tellerrand schauen“. In der dritten Kategorie gibt es lokale Kooperationen. So werden zusammen mit Weltbewusstes Marburg konsumkritische Stadtspaziergänge organisiert. Auch Fundraising wird mit einer Bildungsverpflichtung verbunden: Die Weitblick-Veranstaltung „Laufen bis die Schule steht“, in der mehr als 10.000 Euro Spendengelder gesammelt werden, ist für begeisterte Jogger und Freunde der Bildungsförderung ein Highlight des Jahres.
Finanzminister Schäfer kritisiert Leistungsdruck an deutschen Hochschulen
Anschließend überreichte der hessische Finanzminister Schäfer (CDU) der Initiative die Auszeichnung in Form einer Urkunde und eines Schecks in Höhe eines dreistelligen Betrages. Er lobte das ehrenamtliche Engagement der Studierenden und stellte fest, dass das große Bildungsideal in der Bundesrepublik der letzten Jahrzehnte Federn gelassen hätte. Das ließe sich insofern feststellen, als dass man heute nur noch damit beschäftigt sei, ohne nach links oder rechts zu schauen und so schnell wie möglich sein Studium abzuschließen, um dann den nächsten Schritt in Richtung Beruf zu wagen. Dabei ließen sich viele wertvolle Qualifikationen und Kompetenzen nur im freizeitlichen und ehrenamtlichen Engagement erlernen. Ohne dies direkt zu benennen, kritisiert der in der CDU verwurzelte hessische Finanzminister deutlich den zeitraubenden Leistungsdruck an deutschen Hochschulen, der sich besonders infolge der neoliberalen Bologna-Reformen verschärft hat.