Demokratie

Jetzt zu den Senatswahlen ist wieder klar: Demokratie ist wichtig! Aber zu Demokratie gehört mehr, als einmal im Jahr ein Kreuzchen zu machen: Demokratie lebt von der Beteiligungsmöglichkeit aller. Doch diese ist auch an unserer Uni leider nicht verwirklicht, es gibt viele Hürden:
Student*innen stehen heute vor der schwierigen Aufgabe, ihr Studium trotz existenziellen Problemen zu bewältigen. Dazu gehören finanzielle Hürden, genauso wie zeitliche, etwa wenn sie zusätzlich noch Kinder betreuen müssen. Der Druck der Regelstudienzeit und hoher Lebenshaltungskosten äüßert sich etwa in zu wenigen und zu teuren Wohnheimplätzen oder fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für Kinder. Der Weg zur Uni ist zwar mit dem Semesterticket gesichert, aber die Teilhabe an Kultur in Marburg wird für Studierende wenig gefördert. Der Forschungs- und Lehrbetrieb ist auch nicht frei von Zwängen: im Zuge der neoliberalen Reformen der letzten Jahre steht die Verwertbarkeit von Wissenschaft an vorderster Stelle, anstatt eine kritische Wissenschaft, die sich mit ungleichen Herrschaftsverhältnissen in unserer Demokratie auseinandersetzt und Gesellschaft kritisch beleuchtet. Gleichzeitig fehlen an der Uni mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Studierende, wie etwa bei der Budgetverteilung. 
Wenn Freiräume, die auch für viele Student*innen eine Möglichkeit des Austausches und der Kommunikation darstellen, bedroht und geschlossen werden (man denke an das Afföllergelände oder das H8), dann verliert auch die Demokratie, die nicht von Profit, sondern vom Allgemeinwohl abhängen sollte. Die demokratischen und sozialen Werte werden außerdem von Rechts immer stärker angegriffen: Mit Antifeminismus und Rassismus werden Menschen gegeneinander ausgespielt. Die Morde an Walter Lübcke, in Halle und in Hanau sind keine Einzelfälle, sondern zeugen vom Erstarken des Faschismus in unserer Gesellschaft. Demokratische Werte zählen außerdem nicht für marginalisierte Gruppen in unserer Gesellschaft, denen Beteiligung verwehrt bleibt, und werden ebenso an den EU-Außengrenzen schmerzlich vermisst, an denen sich tagtäglich eine humanitäre Katastrophe abspielt.
Vieles muss besser werden, damit wir in einer Demokratie leben können, in der die Bedürfnisse von uns allen im Mittelpunkt stehen und keiner außen vor bleibt! An unserer Uni können wir viel bewegen, damit demokratische Werte regional wie global gestärkt werden: 
Wir fordern daher, zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich in Marburg engagieren, dabei zu unterstützen, einfacher an finanzielle Mittel und Unterstützung durch den AStA zu kommen. Außerdem brauchen wir endlich ein existenzsicherndes BAföG und die Abschaffung von gängelnden Studienregelungen, damit alle selbstbestimmt studieren können. 
Kulturangebote in das Semesterticket einzubauen ist eine gute Möglichkeit, alle Student*innen am kulturellen wie sozialen Leben in unserer Stadt teilhaben zulassen. Es braucht außerdem einen offenen Zugang zu Forschung und Wissenschaft, von dem alle profitieren. 
Gegen Hass und Hetze stellen wir uns klar und unterstützen alle beim Kampf gegen Rechts, um demokratische Errungenschaften zu schützen. Freiräume in Marburg müssen verteidigt und ausgebaut werden!
Wir haben auf dem Weg für eine Demokratie, die wirklich diesen Namen verdient, bereits einiges erreicht: So geht der Härtefallbeitrag auf uns zurück. Mit diesem werden die Student*innen entlastet, die sich den Semesterbeitrag nicht leisten können. Wir haben im StuPa auf die Situation im Afföller hingewiesen und erwirkt, dass sich die verfasste Student*innenschaft hinter die Forderungen des ‘Afföller bleibt’ Bündnisses stellt. Die Möglichkeiten zur Beteiligung und Wahrnehmung von studentischen Initiativen und Hochschulgruppen haben wir ebenfalls verbessert, indem wir erfolgreich einen Antrag zu mehr nutzbaren Plaktier- und Flyerflächen eingebracht haben. Auch die Transparenz von Forschungsgeldern und -zwecken haben wir verbessert, damit Wissenschaft nicht zu antidemokratischen und kriegerischen (sprich militaristischen) Mitteln verwendet wird.
Demokratie geht uns alle was an! Damit wir an der Uni weiterhin für bessere Bedingungen und Beteiligung für alle kämpfen können, bitten wir euch um eure Stimme bei der Senatswahl.
 
Im Senat stehen wir dafür, die aktive Kommunikation mit Fachschaftskonferenz, AStA und anderen studentischen Interessenvertretungen zu suchen. Generell liegt es uns am Herzen auch den Austausch mit anderen Gruppen der Universität zu suchen. Der wissenschaftliche Mittelbau, die Verwaltung oder Angestellte des Student*innenwerkes unterstützen wir ebenso. Wir stimmen nicht für die Benennung von Professor*innen, die mit sexistischem, rassistischem und/oder klassistischem Verhalten aufgefallen sind. Auch Prüfungsordnungen, die mit ihrem Charakter unkompatibel mit Care-Verpflichtungen oder Nebenjobs sind, erhalten nicht unseren Zuspruch. Auch in den vielen Kommissionen sind wir präsent und suchen auch immer interessierte Menschen, die Lust haben themenbezogen emanzipatorische Veränderungen anzustoßen. Sei es eine neue Antidiskriminierungsrichtlinie, die Reform der Bachelorstudiengänge oder die Überarbeitung der Promotionsordnung, überall gilt es demokratische Verbesserungen zu erwirken.