Der Paritätische Gesamtverband hat jüngst eine Studie vorgelegt, die anhand amtlicher Daten festhält, dass die bestehende soziale Ungleicht weiter zunimmt. Kinder aus armen Familien, so die Studie, werden ärmer, wohingehen Kinder aus den oberen Schichten reicher werden. Die Einkommensarmut der Familien resultiert schließlich, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, in „Frust, Resignation, weniger Bildungserfolg und höhere[r] Krankheitsanfälligkeit“.
Die geringeren Bildungserfolge ärmerer und/oder People of Color im deutschen Schulsystem werden schon seit Jahren vom Statistischen Bundesamt festgehalten. Das deutsche Schulsystem zählt im internationalen Vergleich zu den besonders diskriminierenden. An den Universitäten finden sich dementsprechend auch mehrheitlich Nachkommen der weißen Mittel- bis Oberschicht. Die bestehende Ungleichheit wird hiermit institutionalisiert und verfestigt. Arbeiter*innekinder und/oder mit Migrationshintergrund haben dadurch nicht die selben Chancen in Berufe zukommen, die in unserer Gesellschaft höher gewertet und somit besser bezahlt werden.
Die für diesen Herbst geplante Erhöhung des Bundesausbildungsföderungsgesetz (BAföG) ist hier auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn im Kontext steigender Lebenskosten reicht das Geld in vielen Städten immer noch nicht aus. Damit kann auch nicht der Kreislauf von Diskriminierung und Benachteiligung, dem viele junge Leute gegenüber stehen, gebrochen werden.
In Marburg belasten vor allem die Mietskosten das monatliche Budget. Ein Blick auf die Mietswertübersicht der Hessisches Verwaltung für Bodenmanagement zeigt Marburg klar als teures Pflaster. Doch die realen Neuvermietungen sind wahrscheinlich noch viel höher, wie die Erhebungen von Vermietungsportalen suggerieren.
Der jüngste Rückgang der Neueinschreibungen in die Universität Marburg könnten dementsprechend auch ein Zeichen für die steigende Unattraktivität Marburgs im Bezug auf Wohnkosten und der allgemeinen Verfügbarkeit von Wohnraum sein.
Wir fordern deshalb die Stadt, die Universität und das Student*innenwerk auf mehr für bezahlbaren und lebenswerten Wohnraum zu tun. Damit der Zugang zu universitärer Bildung für alle Personen offen steht.